#FL2-Stories: Wie unser Haus unser Denken verändert

Anna macht bei uns die Kommunikationsarbeit und knüpft strategische Partnerschaften. Ursprünglich ist sie auf der Suche nach einem passenden Minihaus für sich und ihre Familie zu mlab.design gekommen. In diesen Tagen beginnen wir damit, Annas doppelstöckigen #FL2 zu bauen. Hier erzählt sie, wie es dazu gekommen ist:

Wenn mir vor fünfzehn Jahren jemand gesagt hätte, dass ich einmal ein Haus kaufen würde, hätte ich wild mit dem Kopf schüttelnd abgewinkt. Ein eigenes Haus bedeutete damals für mich nichts anderes als einen riesigen Schuldenberg, der meine Freiheit über Jahrzehnte hinweg einschränken würde.

Ein eigenes Haus ist heute immer noch eine große Sache für mich. Aus drei Gründen habe ich mich entschieden, es trotzdem zu wagen: Erstens möchte ich, dass meine Kinder einen Ort haben, an dem sie sich dauerhaft daheim fühlen und zu dem sie später zurückkehren können. Zweitens möchte ich ankommen in einem Zuhause, in dem uns niemand hineinreden kann. Drittens bin ich ärgerliche Diskussionen mit Vermietern und Staffelmietverträge leid.

#FL2-Stories_Anna_mlab.design
“Nachhaltig zu bauen macht einen Unterschied, von dem wir direkt profitieren.”

Dass wir keinen Riesenkasten suchen würden, wie sie gerade hier in Franken üblich sind, war von Anfang an klar. Wichtig war mir aber, dass es massiv sein sollte und so wertig, dass wir es zu einem guten Preis wieder verkaufen könnten.

Vier Jahre lang haben wir uns Einfamilienhäuser angeschaut, Reihenhäuser, Häuser, die Kinder an ihre Elternhäuser angebaut haben, Fertighäuser aus den 80ern, Siedlerhäuser, alte Bauernhäuser und Wochenendhäuser. Von allen haben mir die beiden letzten am besten gefallen, praktikabel waren sie aber nicht für uns: Die Bauernhäuser wegen des Sanierungsaufwandes, die Wochenendhäuser wegen der nur vagen Perspektive, dass wir sie irgendwann einmal als Erstwohnsitz würden anmelden können.

Neben den vielen Besichtigungen blätterte ich eifrig in Katalogen von Bauunternehmen. Die Häuser darin habe ich in sämtlichen Neubaugebieten wiedergefunden, flankiert von gepflasterten Einfahrten und eingerahmt von metallenen Zäunen. Neue Siedlungen, in denen die Menschen erst mal alles plattgemacht und den Boden ohne Rücksicht auf Verluste ihren Bedürfnissen angepasst haben. Es fiel mir sehr schwer, uns dort zu verorten.

Unser Grundstück!

Als ich eine kleine, alte Streuobstwiese gefunden habe, habe ich sofort zugegriffen. Ein schmales Hanggrundstück mit 412 qm2 – das gibt schon eine bestimmte Richtung vor. Einen 08/15-Betonpalast könnten wir hier nicht hinstellen und über 100 qm2 würden wir nicht hinauskommen. Aber das hatten wir ja eh nie vor.

Neben dem Schnitt und der Größe unseres Grundstückes ist auch sein Boden nicht gerade Standard: er ist lehmig und führt viel Wasser. Würden wir ein konventionelles Haus dorthin bauen, müssten wir mit einer Betonwanne und Drainagen arbeiten. Ich finde, das wäre ein ziemlich gewaltsamer Eingriff in eine Streuobstwiese, die mit ihren alten Bäumen so viel Ruhe und Frieden ausstrahlt. Die Stimmung an diesem Ort müsste unbedingt bewahrt werden.

Ein neues Haus, eine monatelange Baustelle?

Auf der Suche nach einem passenden Haus malte ich mir aus, wie umständlich es wäre und wie lange es dauern würde, bis ein gemauertes Haus komplett fertig dastünde. Die Unwägbarkeiten, Zeit- und Kostenfallen einer Baustelle bereiteten mir schon rein hypothetisch Kopfzerbrechen.

Dass man die Bauzeit bei einem Holzhaus um Einiges verkürzen kann, weil die Teile vorgefertigt geliefert werden, schien mir da als großer Vorteil. Dass Holzfertighäuser aus einem Holzgerüst bestehen, das mit anderen Materialien – üblicherweise Styropor oder Holzfaser und OSB-Platten – aufgefüllt und ausgekleidet werden muss, habe ich bei der anschließenden Recherche gelernt.

Ein mit OSB-Platten verkleidetes Holzgerüst? Das entsprach weder meinen Vorstellungen von einem Holzhaus noch der einer wertigen, massiven Bauweise.

Die Materialien rücken in den Fokus

Je mehr ich recherchierte, desto mehr achtete ich auf die verwendeten Materialien. Am Anfang ging es mir dabei vor allem um eine gesunde und stabile Bauweise. Welch großen Einfluss die Wahl der Materialien und ihre Herstellung auf die Umwelt haben, habe ich erst nach und nach verstanden.

Es hätte mich schon gereizt, das Holzgerüst mit Lehmziegeln auszumauern und es mit Hanf oder Stroh zu dämmen. Aber ohne die oben genannte Baustelle ist das nicht machbar und noch ziemlich teuer.

Volltreffer!

Die Baugeschwindigkeit im Blick, machte ich noch einen kurzen Ausflug in die Welt der Container- und Modulhäuser. Optisch fand ich die teilweise schon ansprechend. Mit allem, was ich bis dahin über Materialien gelernt hatte, war ich allerdings erstaunt: Eine Hülle aus Metall, gedämmt mit Neopor, im Innenraum Vinyl. Wie lange sollte das halten? Wie würde es sich anfühlen, darin zu wohnen? Und würde man das in zwanzig bis dreißig Jahren wieder verkaufen können? Ich wollte es nicht ausprobieren.

„Volltreffer!“, dachte ich erst mal ganz pragmatisch und glücklich, als ich im August 2020 auf der mlab.design-Seite gelandet bin. Ein Modulhaus aus Vollholz: Das würde mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen! Ein schönes, kompaktes, gesundes, wertiges Haus, das vergleichsweise schnell gebaut und aufgestellt ist.

Unser Haus verändert unser Denken

Die Konfiguration unseres Modells hat mein Denken in mehrfacher Hinsicht total verändert: Ich habe verstanden, dass die Wahl der Materialien nicht nur einen Einfluss auf das Raumklima und die Wohngesundheit hat, sondern die Umwelt im besten Fall enorm entlastet.

Unsere Streuobstwiese: Wir kommen dazu, mit allem Respekt.
Unsere Streuobstwiese: Wir kommen dazu, mit allem Respekt.

Zudem habe ich angefangen, zu hinterfragen, was und wie viel wir wirklich brauchen – und schrittweise den Platzbedarf reduziert. Dass der Verzicht auf Volumen und Masse wiederum ebenfalls die Umwelt schont und in krassem Gegensatz zur gegenwärtigen Konvention steht, habe ich bei der Beschäftigung mit verschiedenen Bauweisen, unserem Haus und dem #FL2-Konzept verinnerlicht.

Das Ergebnis ist ein Haus, das um Einiges hochwertiger ist, als ich es für uns für machbar hielt und das auf weniger Fläche, als ich angepeilt hatte, alle unsere Wünsche erfüllt.

Rückzugsort für jeden Einzelnen

Statt der 100 qm2, die wir zu Beginn unserer Suche im Blick hatten, haben wir nun 66qm2. Worauf wir trotzdem auf keinen Fall verzichtet hätten, ist die Privatsphäre für jeden Einzelnen. Damit die Kinder sich zurückziehen können und ihre Ruhe haben, wenn ihre Freunde zu Besuch sind, haben wir die Module gestapelt.

Oben sind Kinder- und Wohnzimmer, unten Küche, Essbereich, Bad und mein Zimmer. So habe ich auch nicht ständig das Chaos vor Augen, das beim wilden Spielen unwillkürlich entsteht. (Finde ich ehrlicherweise sehr gut.) Außerdem haben wir auf diese Weise viel mehr Garten übrig und im oberen Stock Weitblick.

Energetisch hat das Stapeln den riesigen Vorteil, dass wir viel weniger Außenfläche haben als zum Beispiel bei einer U-förmigen Anordnung mehrerer Module. Das spart Heizkosten und auch Lärchenholz für die Fassade. Diese Aspekte haben in den vergangenen Monaten eine Hauptrolle eingenommen: Max, Jonas, Dennis und Philipp haben gerechnet wie die Weltmeister, um eine energietechnisch effiziente und sinnvolle Lösung zu finden.

Ein Wohnbereich mit der Option auf zwei – und ein tolles Detail

Von der Aufteilung her ist das Haus so konzipiert, dass wir aus dem ersten Stock einen eigenen, voll ausgestatteten Wohnbereich machen könnten. Das wäre eine Option, wenn die Kinder größer sind – dann könnten sie auch über eine Außentreppe einen eigenen Eingang bekommen. Wenn sie ausgezogen sind, könnte ich diesen Bereich vermieten.

Im Innenraum stellt sich nicht mehr die Frage, wie wir die Wände verkleiden: Die Massivholzwände sind auch die Innenwände und -decken. Das bringt einen Vorteil mit sich, der vielleicht ein Detail ist, über den ich mich aber riesig freue: Endlich können wir Hängesessel aufhängen! In keiner Wohnung war das möglich, weil die Decken immer mit Rigips verkleidet waren.

Rückbesinnung und Neuanfang

Unseren #FL2 stellen wir auf Schraubfundamente. Das Wasser kann weiter fließen, die alten Kirschbäume, der alte Wein: sie können und sollen unbedingt stehen bleiben. Wir kommen dazu, mit allem Respekt. Und wir brauchen kein Gramm Beton.

Wir haben jetzt angefangen, unsere Dinge auszusortieren. In Gedanken gehe ich jeden Raum unseres neuen Hauses durch und überlege, was wir darin unbedingt brauchen und wollen. Einiges haben wir schon verkauft oder verschenkt. Bei manchen Dingen fühlt es sich komisch an, bei vielen wie eine Erleichterung. Inzwischen fällt es mir schwer, mir vorzustellen, wie wir 100 qm2 füllen könnten.

Unser neues Haus wird kleiner sein. „66 Quadratmeter, mit zwei Kindern?“ fragen einige, mit Zweifeln im Blick. „Ja“, antworte ich mit Überzeugung. Ein Haus aus massivem Holz, rundum hochwertig und nachhaltig, in der Größe, die wir uns leisten können und die sinnvoll ist: Das fühlt sich an wie eine Rückbesinnung auf das Wesentliche.

Der konkrete Unterschied und eine neue Freiheit

Dass wir damit als Einzelne einen ganz konkreten und großen Unterschied für Umwelt und Klima machen, habe ich erst nach und nach verstanden – und ich kann sagen: Das fühlt sich fantastisch an! Weil es uns zu Handelnden im Kampf gegen die Zerstörung unserer Erde macht, ob deren Ausmaß man sich ganz verloren fühlen könnte. Die Art, wie wir bauen, die Bank, mit der wir es finanzieren: Das alles macht einen Unterschied.

Einen, von dem wir direkt profitieren. Die Perspektive, ein eigenes, kleines Haus zu haben, einen Rückzugsort, in dem uns niemand hineinreden kann, bedeutet heute Freiheit für mich. Auch, weil unser #FL2 mit seiner charmanten Außergewöhnlichkeit den Alltag zu etwas Besonderem macht.

Im besten Fall wird es ein Ort, an den die Kinder später immer wieder mit einem Lächeln auf dem Gesicht zurückkehren. Und wenn ich nicht mehr bin, können sie ihn verkaufen, bewahren oder dorthin mitnehmen, wohin ihr Herz sie trägt.