Langlebig und ökologisch: Was wir unter Nachhaltigkeit verstehen

TEIL 1: Die Materialien des #FL2

Seit zehn Jahren bin ich nun Schreiner, seit sechs Jahren designe ich im 3D Bereich und seit vier Jahren beschäftige ich mich in meinem #FL1 Container Haus intensiv mit einem umweltbewussten Lebensstil im Bezug auf das Wohnen auf kleinem Raum.

Dabei bin ich auf die unterschiedlichsten Definitionen des Wortes “Nachhaltigkeit” gestoßen. Geschützt ist der Begriff nicht – jeder kann ihn quasi nach Belieben auslegen. Mit unseren Ansprüchen an Ästhetik und die Preise unseres #FL2 waren auch wir nicht vor der Gefahr gefeit, “Green Washing” zu betreiben. Aber in diese Falle wollten wir nicht tappen und mussten deswegen für das Tiny House definitive Entscheidungen treffen. Bei den Recherchen sind wir teilweise beinahe verzweifelt. Denn es geht uns bei weitem nicht nur um Ästhetik, faire Preise und Design, sondern eben auch um Konsequenz in Sachen Nachhaltigkeit. Deswegen haben wir einige Prämissen formuliert, nach denen wir die Materialien auswählen, unsere Partner aussuchen und das Design kreieren.

“Die Baubranche ist weltweit für über ein Viertel der CO2-Emissionen verantwortlich. Wer nachhaltig baut, kann also wirklich etwas bewegen!”

Energieeffiziente Herstellung, Langlebigkeit & Qualität, Verfügbarkeit, Gewicht, statische-, Dämm- und akustische Eigenschaften, Transportkosten & Lieferwege, Entsorgung, Wiederverwertbarkeit und Ästhetik – all diese Aspekte müssen berücksichtigt werden, damit der #FL2 zum wirklich nachhaltigen Gebäude wird. Doch nicht selten schließen sich einige dieser Ansprüche scheinbar gegenseitig aus.

Eine Kombination aus Langlebigkeit und Natürlichkeit: Ein Beispiel am Bauelement Fenster kann am besten erklären, wie wir bei unseren Entscheidungen vorgehen. Grundsätzlich ziehen wir organische Materialien aus zertifizierter Herkunft vor (FSC, Naturland Siegel), die aber unter starken Witterungseinflüssen weniger langlebig sind. Bei technisch aufwendigen Elementen wie einem Fenster ergibt sich dadurch die Problematik, dass außen liegende Bereiche schnell verschleißen, während der Rest des Elements noch in Takt ist. Das Renovieren bedeutet Aufwand (Handwerker, Anfahrten, Verbrauchsmaterial, Energie) und nicht selten Schäden im Bereich des Glases (Kratzer, ästhetische Einbußen). Am sinnvollsten ist es deswegen, im Außenbereich einen – so gering wie möglich gehaltenen – Anteil an nicht organischen Materialien zu verwenden, um eine maximale Langlebigkeit bei bleibender Ästhetik und geringer bis keiner notwendiger Instandhaltung zu gewährleisten.

Das verwendete Aluminium hat einen Recyclinganteil von 70 Prozent.
Das verwendete Aluminium hat einen Recyclinganteil von 70 Prozent.

In unserem Fall verwenden wir ein kleines Aluminiumprofil, das mit einer Mindestlebensdauer von 35 Jahren quasi einmalig ist und das auf ein Massivholzträgerwerk im Innenbereich aufgeschraubt wird. Das Aluminium hat einen Recyclinganteil von 70 Prozent. Die Materialkombination erhöht zudem den Dämmwert und hält auf diese Weise die Heizkosten auf einem Niveau im KFW 55 Bereich.

Nachhaltigkeit bedeutet für uns, ökologische Materialien zu verwenden und sie – wo es im Sinne der Langlebigkeit sinnvoll ist, mit anderen sortenreinen Materialien zu kombinieren.

“In absehbarer Zeit können wir alle Materialien sortenrein entsorgen.”

Zurück in den Zyklus: Ein weiterer Aspekt, den wir schon bei der Planung des #FL2 berücksichtigen, ist der mögliche Rückbau. Alle Materialien, die wir beim #FL2 verwenden, können in ferner Zukunft ohne Ausnahme sortenrein entsorgt – und somit mit geringerem Energieaufwand wieder in den Produktionszyklus zurückgeführt werden (Recycling, Cradle-to-Cradle). Denn eine Langlebigkeit der Produkte ist manchmal weitaus ressourcenschonender, da gerade bei der Produktion viel Energie benötigt wird.

Regionale Rohstoffe: Mit unserem Produktionsstandort in Bayern ist es ein leichtes, auf den lokalen Rohstoff Holz zurückzugreifen. Natürlich wird es immer kleinere Produkte und Lieferteile geben, die nicht aus der direkten Umgebung bezogen werden können. Wir halten den Anteil aber sehr gering und überprüfen regelmäßig ob neue, nähere Bezugsquellen, die im Sinne unserer Philosophie besser geeignet sind, aufgetan werden können.